Ein zweiter Frühling in Minden
In West- wie auch in Ostdeutschland hatte man in den 1950er Jahren Bedarf an schnellfahrenden Lokomotiven für Versuchszwecke. Da man auf die recht neuen Einheitslokomotiven der Baureihen 01 und 03 im regulären Betriebsdienst nicht verzichten konnte, griff das Bundesbahn-Versuchsamt in Minden gern auf die schnellen 18.3 zurück. Man entschied sich drei Maschinen zu reaktivieren. Ausgewählt wurden die 18 316, 18 319 und die 18 323. Eine weitere Lok dieser Baureihe überlebte im Osten Deutschlands ebenfalls als Versuchslokomotive. Die 18 314 wurde gegen eine bayrische S 3/6 getauscht und wurde zum legendären "Schorsch" mit der späteren Betriebsnummer 02 0314-0.
Die drei bei der DB verbliebenen Maschinen passte man ihrem neuen Zweck beim Versuchsamt in Minden in einigen Details an. So erhielten sie als Bremslokomotiven eine Gegendruckbremse, Windleitbleche der Bauart Witte, andere Sandkästen, größere Rauchkammertüren und einem "Caledonian" genannten Schornstein mit Krempe.
Die Loks blieben bis in die 1960er Jahre im Dienst des Versuchsamtes und waren vor zahlreichen Reiszügen im Einsatz.
Die 18 319 wurde 1964 ausgemustert, nachdem sie 1963 durch einen Bedienfehler einen Triebwerkschaden erlitten hatten.
Die 18 316 und die 18 323 standen noch bis 1969 im Dienst und wurden als letzte Vierzylinderverbundlokomotiven der DB ausgemustert. Beide Loks sind museal erhalten geblieben. Die 18 316 ging 1970 zunächst als Leihgabe an "Pott's Park" bei Minden. 1992 wurde sie an das Landesmuseum für Technik und Arbeit abgegeben und als Leihgabe den Ulmer Eisenbahnfreunden zur Verfügung gestellt. Die Lok wurde bis 1995/1996 betriebsfähig aufgearbeitet und war für ca. 7 Jahre wieder unterwegs. Im Jahr 2002 musste sie wegen Rissen in den Laufrädern abgestellt werden und ist seitdem wieder im Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim untergebracht.
Die 18 323 wurde wegen dem Bezug der Baureihe zur Stadt Offenburg (erste Beheimatung dieser Baureihe) 1972 als Leihgabe an die dortige Fachhochschule abgegeben. Fortan wurde sie vor der Fachhochschule als Denkmallok aufgestellt. 1980 erwarb die Stadt Offenburg die Lok, die sie schließlich im Jahr 2001 der Fachhochschule schenkte. So kann die 18 323 bis heute in Offenburg öffentlich bewundert werden.